2. Konzeption

2.1 Begriffserläuterungen

Bevor das Konzept vorgestellt werden kann, müssen wesentliche Begriffe dargelegt werden, um auf eine einheitliche Grundlage zurückgreifen zu können.

 

2.1.1 Das Projekt

Die gängigste und umfassendste Definition des Begriffs "Projekt" findet sich bei MEYER:

"Ein Projekt stellt den gemeinsam von Lehrern, Schülern, hinzugezogenen Eltern, Experten usw. unternommenen Versuch dar, Leben, Lernen und Arbeiten derart zu verbinden, dass ein gesellschaftlich relevantes, zugleich der individuellen Bedürfnis- und Interessenlage der Lehrer und Schüler entsprechendes Thema oder Problem innerhalb und außerhalb des Klassenzimmers aufgearbeitet werden kann. Der Arbeits- und Lernprozess, der durch die Projektidee ausgelöst und organisiert wird, ist dabei ebenso wichtig wie das Handlungsergebnis oder Produkt, das am Ende des Projektes stehen soll." (MEYER 1994, S. 143 f.)

Ergänzt werden soll diese Definition durch einzelne Aspekte aus der Auslegung GUDJONS. Dieser fügt hinzu, dass ein Projekt immer auch eine Einstellungsänderung, einerseits bei den Schülern und andererseits in der Öffentlichkeit erzielen soll. Somit erhält ebenfalls das soziale Lernen innerhalb einer realen Situation eine wesentliche Bedeutung (vgl. GUDJONS 1998, S. 129 ff).

Die Überlegung, den gemeinsamen Konfirmandenunterricht in Form eines Projekts zu organisieren liegt nahe: Es soll das gemeinsame Produkt „Weihnachtsgottesdienst“ erarbeitet werden. Dazu ist ein Verlassen des Klassenzimmers unumgänglich und auch die Mitarbeit der Eltern und Erziehungsberechtigten. Abgesehen von diesen praktischen Aspekten kommt dieses Vorhaben der Bedürfnislage der Jugendlichen der Schule für Geistigbehinderte deutlich entgegen. In dieser Altersgruppe verspüren viele Schüler, dass sie innerhalb der Gesellschaft eine Außenseiterposi­tion einnehmen und mit den nichtbehinderten Jugendlichen keine oder nur sehr wenige Kontaktstellen haben. Gerade die Bereiche Leben und Lernen werden im sozialen Umgang der Jugendlichen verknüpft. Somit wird gleichzeitig durch die dadurch möglichen und angestrebten Einstellungsänderungen aller beteiligten Gruppen (Jugendliche beider Konfirmandengruppen, Kirchengemeinde, Pastor, Eltern, Lehrer) die von MEYER (vgl. MEYER 1994, S. 143) geforderte gesellschaftliche Relevanz deutlich.

 

2.1.2 Der Weihnachtsgottesdienst

Bei der Definition des Begriffs "Weihnachtsgottesdienst" sollen zuerst beide Worthälften getrennt erläutert werden.

Weihnachten ist die Zeit im Dezember, zu der die Geburt Christi gefeiert wird. Bei vielen Kindern und Jugendlichen (und auch bei vielen Erwachsenen) ist die Weihnachtsgeschichte, die in der Regel aus dem Lukas-Evangelium (Lukas 2, 1 ff.) zitiert wird, bekannt, jedoch deutlich in den Hintergrund getreten. Stattdessen steht mit Weihnachten in erster Linie das Schenken und Beschenkt werden in Verbindung. Es sollte daher in der vorweihnachtlichen Zeit bei den Konfirmanden die Gelegenheit genutzt werden, die ursprüngliche Bedeutung des Weihnachtsfests hervorzuheben. Da Weihnachten eine eher ruhige und besinnliche Zeit ist (zumindest neben den Weihnachtseinkäufen und den Essensvorbereitun­gen), kann der Konfirmandenunterricht eine andere Dimension bekommen, indem er mit Hilfe einer angenehmen Atmosphäre auf das kommende Ereignis einstimmt.

Der Gottesdienst ist wörtlich gesehen ein Dienst, den die Gemeinde ihrem Gott erbringt. Mit Dienst sind einerseits Gebete und Gesänge, also ein Feiern unseres Gottes gemeint, andererseits aber auch das Weiterverbrei­ten der göttlichen Lehren.

Im Lexikon ist der Begriff Gottesdienst folgendermaßen definiert:

"[Der Gottesdienst ist] im christlichen Verständnis die nach bestimmten Ordnungen (Agenden, Messbücher) vollzogene Anbetung Gottes in der Gemeinde. Die Formelemente des Gottesdienstes sind Musik und Sprache, seine Inhalte: Wortverkündigung mit Predigt, Gebet, Sakramente. - Die Wurzeln des christlichen Gottesdienstes reichen in den Gottesdienst der jüdischen Synagoge zurück. [...] In den Kirchen werden heute neue Entwürfe des Gottesdienstes erprobt (liturgische Bestrebungen, neue Musik, weltlicher Gottesdienst) und gemeinsame ökumenische Gottesdienste durchgeführt." (vgl. BERTELSMANN 1992, Band G, S. 199).

Die Liturgie stellt den Rahmen eines Gottesdienstes dar. Darunter darf jedoch keine strenge und "korsettartige" Festlegung des Gottesdienstab­laufs verstanden werden, sondern lediglich ein

"[...] Ritual mit immer wiederkehrenden (und wiedererkennbaren) Formen und Elementen (z.B. Grundgerüst mit Eingangs-, Haupt- und Sendungsteil, Gebete, Lieder ...) [das] dem Schulgottesdienst Verlässlichkeit und den Schülern Sicherheit" (FREUDENBERG 1994, 16)

vermittelt. Auch wenn Jugendliche einen Gottesdienst gestalten, sollte die Liturgie grob festgelegt sein, damit diese einen Rahmen vorfinden, innerhalb dessen sie sich mit der Thematik auseinander setzen können. Auf diesem Weg stellt die Liturgie das Bindeglied zwischen den Ideen der Jugendlichen und der Akzeptanz in der Gemeinde dar.

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass ein Weihnachts­got­tes­dienst eine christliche Feier ist, bei der die Gemeinde innerhalb eines mehr oder weniger festgelegten Rahmens die Geburt Christi auf Erden feiert.

 

2.2 Grundlegende Voraussetzungen für das Projekt

Das geplante Projekt kann selbstverständlich nur dann durchgeführt werden, wenn alle beteiligten Gruppen positiv dazu eingestellt sind und wenn die räumlich-zeitliche Organisation abgestimmt ist. Diese Voraussetzungen für die Durchführung und das Gelingen des Projekts sollen im folgenden Kapitel dargestellt werden.

 

2.2.1 Die Absprache mit dem zuständigen Gemeindepastor

Bevor die Idee der integrativen Vorbereitung des Weihnachtsgottesdiens­tes innerhalb des Konfirmandenunterrichts an die Jugendlichen und ihre Eltern herangetragen wird, muss ein Gespräch mit dem Pastor der ortsansässigen Gemeinde erfolgen. Bei diesem Gespräch sollte zuerst die Bereitschaft des Pastors zur Zusammenarbeit erfragt werden. Kooperation ist nur dann sinnvoll und möglich, wenn beide Partner dazu bereit sind. Da die Sonderschulen und die sie besuchenden (geistig-) behinderten Jugendlichen meistens eher unbekannt sind für die Pastoren (vgl. KROPP 1994, S. 7), werden hierbei sehr wahrscheinlich Ängste und Unsicherheiten zum Ausdruck kommen wie vor allem die sehr heterogenen Zugangsweisen der verschiedenen Jugendlichen zum Lernstoff, Berührungsängste sowie der Umgang mit Vorurteilen der Jugendlichen und auch ihrer Eltern. Dass auf diese Fragen keine Patentlösung angeboten werden kann ist eindeutig, doch durch eine Vorbereitung der beiden Gruppen auf das anstehende Projekt kann die Bereitschaft vorab geklärt werden.

2.2.2 Die Klärung der räumlichen und zeitlichen Organisation

Die räumliche Organisation dürfte keine Probleme darstellen, wenn die Belegungszeiten der Kirche und des Gemeindehauses Möglichkeiten bieten. Die gemeinsamen Einheiten sollten dort durchgeführt werden, da der Gottesdienst hier stattfinden wird. Es sollte vermieden werden, dass die Jugendlichen zusätzlich noch eine örtliche Übertragung leisten müssen. Dabei bleibt jedoch die Frage, wie die Konfirmandengruppe der Carl-Sonnenschein-Schule zur Kirche gelangt. Die Entfernung von ca. 700 m kann gut zu Fuß zurückgelegt werden, sollten keine Jugendlichen mit erheblichen motorischen Beeinträchtigungen zur Konfirmandengruppe gehören (In der Regel besuchen jedoch Schüler, die nicht oder stark eingeschränkt gehfähig sind, die sehr nah gelegene Schule für Körperbehinderte in Hemer.). Da der Fußweg aber an einer Straße entlang führt, ist aus aufsichtstechnischen Gründen eine zweite Betreuungsperson notwendig. Diese Aufgabe kann durch einen Zivildienstleistenden abgedeckt werden, jedoch auch durch eine zweite Lehrperson. Auch eine Mutter oder ein Vater eines Konfirmanden kann sich hierzu bereit erklären. Bei der Teilnahme eines oder mehrerer schwer geistig behinderter Jugendlicher sollte zur individuellen Betreuung zusätzlich ein Zivildienstleistender eingesetzt werden, der während der Einheiten zum Beispiel den Bedarf an Körperpflege abdeckt.

In Kooperation mit dem Pastor sollten dann die Termine für die gemeinsamen Einheiten und den Weihnachtsgottesdienst abgestimmt werden, die einerseits die Schulrahmenzeiten der Carl-Sonnenschein-Schule und andererseits die Zeitplanung des Pfarrers berücksichtigen. Wahrscheinlich bietet sich einmal wöchentlich ein dritter Unterrichtsblock für die Unterrichtseinheiten an, da die ortsansässigen Jugendlichen erst ihre Schulzeit beenden müssen. Somit stünden für den Konfir­manden­unterricht pro Woche ca. 45-60 Minuten zur Verfügung. Zu beachten ist hierbei, dass ein möglichst gleichbleibender Termin verabredet wird, um einerseits einen festen Rahmen für die Schüler zu schaffen und andererseits die unterrichtliche Arbeit der Kollegen nicht zu stören. Vorgesehen sind 6 Einheiten bis zu den Weihnachtsferien. Zusätzlich dazu ist ein gemeinsames Wochenende direkt vor dem Gottesdienst geplant, an dem die Arbeiten fertiggestellt und die letzten Proben durchgeführt werden (Übersicht über Einheiten).

Für den Termin des Weihnachtsgottesdienstes gibt es zwei Möglichkeiten. Er könnte z.B. montags morgens in der letzten Woche vor den Ferien stattfinden. Dieses hätte den Vorteil, dass möglichst viele Jugendliche anwesend sind und zum Beispiel die anderen Jugendlichen der Carl-Sonnenschein-Schule als Gemeinde am Gottesdienst teilnehmen könnten. Andererseits muss vorher mit den weiterführenden Schulen der nichtbe­hinderten Schüler abgeklärt werden, ob diese für den Gottesdienst freigestellt werden können. Eine Einladung ihrer Mitschüler in diesen Gottesdienst ist eine weitere Möglichkeit, die mit den verschiedenen Schulleitungen abgeklärt werden muss.

Die andere Gelegenheit, die nur bei Nichterteilung der Zustimmung durch die weiterführenden Schulen zum Tragen kommt, ist die Gestaltung des Familiengottesdienstes am Nachmittag des 24. Dezembers. Sie hat den Vorzug, dass alle Jugendlichen schulfrei haben. Erfahrungen haben jedoch gezeigt, dass in der Regel dann nicht alle Jugendlichen erscheinen.

Im weiteren Verlauf dieser Arbeit wird davon ausgegangen, dass der Gottesdienst am letzten Montag vor den Ferien stattfinden kann.

 

2.2.3 Die Bereitschaft der Kirchengemeinde

Die Bedingung, die diese Konzeption an die Gemeinde der Kirche stellt, ist vor allem Offenheit gegenüber den geistig behinderten Schülern. Es sollte keine Frage sein, dass ein Weihnachtsgottesdienst, der von den behinderten Konfirmanden mitgestaltet wird, den selben Anklang findet wie die üblichen Weihnachtsgottesdienste. Berührungsängste können auftreten, da innerhalb vieler Kirchengemeinden (geistig) Behinderte kaum eine Rolle spielen (vgl. KROPP 1994, S. 7). Die hier beschriebene gemeinsame Gottesdienstgestaltung könnte diesen Zustand zumindest im Ansatz aufheben und die in der Literatur an zahlreichen Stellen geforderte Einbeziehung behinderter Menschen in die Kirchengemeinden (vgl. EVANGELISCHE KIRCHE IM RHEINLAND 1992, S. 46) fördern.

Darüber hinaus wird vom Pastor geklärt, ob es innerhalb der Gemeinde Mitarbeiter gibt, die sich bereit erklären, bei der Vorbereitung des Gottesdienstes eine Kleingruppe zu betreuen.

Zuletzt muss die Nutzung des Gemeindehauses am Wochenende vor dem Gottesdienst sichergestellt werden. Dazu ist eine Absprache mit den Gruppen, die gegebenenfalls zu dieser Zeit im Gemeindehaus tagen, notwendig.

 

2.2.4 Die Absprache mit den Eltern

Die Absprache mit den beiden Elterngruppen sollte möglichst vom Pastor und der Lehrerin gemeinsam durchgeführt werden. Während die Eltern der Gemeindekonfirmanden wahrscheinlich lediglich informiert und wegen der anstehenden Termine befragt werden müssen, stehen bei der Elterngruppe der behinderten Jugendlichen andere Aspekte im Vorder­grund. Es muss sichergestellt sein, dass die Eltern hinter dem Projekt stehen, damit gewährleistet ist, dass die Jugendlichen zum gemeinsamen Wochenende und gegebenenfalls Weihnachten auch zum Gottesdienst erscheinen. Es ist aus eigener Erfahrung häufig so, dass Veranstaltungen außerhalb der Schulzeit und besonders innerhalb der Ferien aus verschiedenen Gründen nicht zahlreich besucht werden. Da die meisten Eltern jedoch auf integrative Ansätze sehr positiv reagieren, kann das Ziel auf diesem Weg vielleicht eher erreicht werden. Das Einrichten von Fahrgemeinschaften ist häufig notwendig, da nicht alle Eltern über ein eigenes Fahrzeug verfügen. Es wäre sehr schade, wenn die Jugendlichen an dem gemeinsamen Wochenende und/ oder dem Gottesdienst aus organisatorischen Gründen nicht teilnehmen könnten, obwohl sie diesen mit vorbereitet haben. Das Selbstbewusstsein und die Motivation der Jugendlichen könnten darüber hinaus gefördert werden, indem die Eltern an dem Weihnachtsgottesdienst ebenfalls teilnehmen.

Sollten nicht ausreichend kirchliche Mitarbeiter für die Betreuung der Kleingruppen zur Verfügung stehen, wird in beiden Elterngruppen außerdem angefragt, ob hier eine Bereitschaft dazu besteht.

 

2.2.5 Die Absprache mit den freiwilligen Helfern

Die freiwilligen Helfer werden ebenfalls in das Projekt eingewiesen. Es ist vor allem ihre Aufgabe, den Jugendlichen für Fragen zur Verfügung zu stehen. Darüber hinaus sollen sie, falls es nötig ist, darauf achten, dass die geistigbehinderten Jugendlichen gleichberechtigt in die Gruppenarbeit einbezogen werden.

 

2.3 Methodisch-didaktische Überlegungen

Die einzelnen Einheiten, die die Gestaltung des gemeinsamen Gottesdienstes zum Ziel haben, und auch dessen Inhalte werden auf die Bedürfnisse der Jugendlichen abgestimmt. Dieses beinhaltet, dass die geistig behinderten ebenso wie die nichtbehinderten Jugendlichen angesprochen und erreicht werden können. Durch eine große Freiheit innerhalb der Vorbereitung erhalten die Jugendlichen die Möglichkeit, viele Elemente selbst zu erarbeiten, so dass die oben angeführten Punkte erfüllt werden können.

Darüber hinaus sollen aber bestimmte Prinzipien, die in der Geistigbehindertenpädagogik entwickelt wurden, berücksichtigt und in die Konzeption integriert werden. Diese Prinzipien lassen sich problemlos auch auf Kinder und Jugendliche aller Schulformen beziehen und anwenden.

Das Prinzip der Aktivierung (vgl. SCHRÖDER 1990, S. 112 ff.) meint die Vermittlung von Lernerfahrungen durch tätigen Umgang. Es steht entsprechend nicht das "Kopflernen" im Vordergrund, sondern die Handlungsorientierung. Dieses lässt sich einerseits auf die Vorbereitung des Gottesdienstes anwenden, andererseits aber auch auf den Aspekt des gemeinsamen Tuns von behinderten und nichtbehinderten Menschen.

Innerhalb des Prinzips der Akzentuiertheit und des Prinzips der Konkretheit (vgl. Bach 1974, S. 43 ff.) geht es um eine eindeutige Schwerpunktsetzung in einem Sachgebiet. Die Jugendlichen werden, wie in Kapitel 2.5 vorgestellt wird, in Kleingruppen die verschiedenen Elemente des Gottesdienstes erarbeiten. Das bietet gleichzeitig auch geistig behinderten Konfirmanden die Chance, die Aufgabe zu überschauen.

Dem Prinzip der Entwicklungsgemäßheit(vgl. Bach 1974, S. 43 ff.) angepasst, sollten die einzelnen Angebote, die die Jugendlichen als Vorgaben oder Vorschläge von den Betreuern erhalten, auf die Zielgruppe abgestimmt werden. Dieses kann innerhalb der Gruppenzusammensetzung zu Problemen führen, da das seelisch-geistige Entwicklungsalter der Jugendlichen teilweise stark differiert. Allerdings finden sich solche Konstellationen auch in "homogenen" Gruppen von nichtbehinderten Menschen wieder, wenn auch in abgeschwächter Form. Es soll dementsprechend darauf geachtet werden, dass keine zu kindlichen Anregungen gegeben werden, aber trotzdem alle Jugendlichen den Sinn ergründen können.

Nach dem Prinzip der Selbstständigkeit/ Selbsttätigkeit (vgl. Bach 1974, S. 43 ff.): erhalten die Jugendlichen innerhalb der Gruppen die Möglichkeit, selbstständig zu arbeiten. Die Vorgaben sind möglichst gering gehalten, so dass den Ideen und Überlegungen keine Grenzen gesetzt werden. Da die Konfirmanden den Gottesdienst letztlich selbstständig vorbereitet haben, kann eine Identifizierung viel leichter gelingen.

Durch die zeitliche Nähe der Vorbereitungen zum Gottesdienst durch die vorgesehene sechswöchige Dauer, wird dem Prinzip der zeitlichen Nähe (vgl. JOSEF 1974, S. 49 ff.) entsprochen. Das Ziel eines Projektes muss absehbar und in einem zeitlich abschätzbaren Rahmen liegen, um den Jungendlichen eine Orientierung zu ermöglichen.

 

2.4 Das erste Treffen der beiden Gruppen

Da sich die Jugendlichen der beiden Gruppen noch nicht kennen, sollte in der ersten Einheit das Kennen lernen im Vordergrund stehen. Hierzu bieten sich Spiele an, in denen die Jugendlichen die Möglichkeit bekommen, die Namen der anderen Konfirmanden zu erfahren. Darüber hinaus sollte gewährleistet sein, dass es sich um ausgewählte Spiele handelt, die altersangemessen, aber auch für die Jugendlichen mit geistiger Behinderung verständlich sind.

Das erste Spiel, das ich hierzu anwenden möchte, heißt "Schubladenspiel" (vgl. BAER 2000, S. 315). In diesem Spiel stehen die Teilnehmer in der Mitte des Raums. In den 4 Ecken hängen jeweils Plakate zu verschiede­nen Oberbegriffen. Der Spielleiter nennt zum Beispiel den Oberbegriff "Mein Hobby", woraufhin die Jugendlichen aus den Ecken "Sport", "Computer", "Lesen" oder "Anderes" diejenige aus wählen, die ihrer Interessenslage am ehesten entspricht und sich dieser zuordnen. Die Plakate sind bildlich dargestellt, so dass alle Jugendlichen den Sinn entnehmen können. Haben sich alle Konfirmanden zugeordnet, können sie sich gegenseitig kurz vorstellen und erzählen, warum sie zu dieser „Schublade“ gehören. Nach ca. 5 Minuten wird der nächste Oberbegriff genannt und neue Plakate in den Ecken angebracht.

Das zweite Spiel mit dem Titel "Kinderfotos erzählen" (vgl. BAER 2000, S. 209) benötigt mehr Vorbereitung und den Einbezug der Eltern der Konfirmanden. Diese werden gebeten, ein Kinderfoto ihrer Tochter/ ihres Sohnes zur Verfügung zu stellen. Außerdem werden alle Konfirmanden in ihren Ursprungsgruppen vor dem ersten Zusammentreffen fotografiert. Innerhalb des Kennenlern-Spiels zieht jeder Konfirmand verdeckt ein Kinderfoto aus einer großen Kiste. Haben alle Konfirmanden ein Foto, sollen sie erraten, wen dieses Bild darstellt. Dazu bewegen sie sich durch den Raum und befragen die anderen Jugendlichen. Hierzu ist es notwendig, dass die geistigbehinderten Konfirmanden eine kurze Zeit vorher (in der letzten Konfirmationsstunde vor dem Treffen) mit ihrem Kinderfoto konfrontiert werden, damit sie sich auch wiedererkennen können. Abschließend werden diese Fotos den aktuellen Fotos zugeordnet, die dann anschließend auf ein großes Plakat geklebt und mit Namen versehen werden.

So haben die Konfirmanden als erste Grundlage die Kenntnis einiger Namen der neuen "Kollegen" und außerdem die Möglichkeit, auf dem Plakat jederzeit nachzuschauen. Das wirkliche Kennen lernen kann dann in der konkreten Zusammenarbeit erfolgen, da Berührungsängste und Unsicherheiten bereits zum Teil abgebaut wurden.

 

2.5 Die Planung des Weihnachtsgottesdienstes

Die Planung des Gottesdienstes erfolgt gemeinsam mit den Konfirmanden. Es ist hierzu jedoch notwendig, einige Vorgaben zu machen, damit diese auf einen Bezugsrahmen zurückgreifen können. Diese Vorgaben und die konkrete Planung mit den Schülern werden in diesem Kapitel vorgestellt.

 

2.5.1 Die Vorgaben durch den Pastor und die Lehrerin

Die Vorgabe des Themas ist jahreszeitlich und innerhalb des Kirchenjahres bedingt. Die Schüler haben in der Regel schon an zahlreichen Weihnachtsgottesdiensten teilgenommen, in den seltensten Fällen allerdings auch bei der Vorbereitung mitgewirkt. Gewisse Vorkenntnisse sind somit aber schon vorauszusetzen.

Die Liturgie ist ebenfalls vorgegeben und sieht folgendermaßen aus:

    Liturgie für den Weihnachtsgottesdienst

    Eröffnungsphase

    • Orgelvorspiel
    • Lied
    • Begrüßung
    • Gebet
    • Lied

    Thematische Phase

    • Problem-/ Themenaufriss (nur wenn bestimmter Schwerpunkt gewählt ist)
    • Kurzansprache (Weihnachtsgeschichte)
    • Darstellung des Themas (Krippenspiel o.ä.)
    • Lied
    • Fürbitten
    • Vaterunser

    Abschlussphase

    • Segen
    • Lied
    • Auszug (ggf. Austeilung kleiner Geschenke)

Innerhalb dieser Ordnung kann durch gemeinsame Planung überlegt werden, welche Aspekte der Pastor übernimmt und welche Aspekte von den Konfirmanden vorbereitet werden.

Eine weitere Vorgabe ist die Einteilung in Kleingruppen. Diese sollen eine Integration der geistig behinderten Jugendlichen ermöglichen und verhindern, dass sich homogene Gruppen aus ursprünglichen Freun­deskrei­sen bilden. Ich gehe davon aus, dass dieses fast automatisch funktionieren wird, ohne dass man die Jugendlichen auf das Thema ansprechen und die geistigbehinderten Schüler somit in eine Sonderrolle drängen muss. Sollten sich die Jugendlichen nicht gemischten Gruppen zuordnen, muss überlegt werden, aus welchem Grund dieses passiert. Gegebenenfalls muss die Kennenlernphase ausgeweitet werden, um Berührungsängste weiter abzubauen.

Darüber hinaus finden sich in Kapitel 2.6 sonderpädagogische Hinweise zu den verschiedenen Kleingruppen. Diese enthalten auch Empfehlungen darüber, welche Gruppen sich besonders für schwerer oder leichter behinderte Jugendliche anbieten. Sie sollen jedoch lediglich als Anhalts­punkte gesehen und genutzt werden, da die Zuteilung zu den Gruppen möglichst auf freiwilliger Basis erfolgen soll.

 

2.5.2 Die konkrete Planung in der Gesamtgruppe

Erste Einheit

Um in die konkrete Planung einzusteigen, bietet sich ein Brainstorming an, das allerdings, um alle Schüler einzubeziehen, etwas abgewandelt statt findet. Die Jugendlichen erhalten ein Blatt Papier und Stifte und werden aufgefordert, auf dieses Blatt alles das zu zeichnen oder zu schreiben, was ihnen zum Thema Weihnachten einfällt. Die gesammelten Ideen können anschließend vorgestellt und auf einer Folie festgehalten werden. Auf diesem Weg erhalten die Jugendlichen mehr Zeit zum Überlegen, wobei gewährleistet ist, dass sich auch die Schüler der Carl-Sonnenschein-Schule beteiligen können. Aspekte, die aller Wahr­scheinlichkeit nach festgehalten werden, sind Christi Geburt, Geschenke, Familie, Essen, Kirche, Feier, Weihnachtsbaum, Kerzen, Ferien, Adventskalender, Weihnachtsstern usw..

Nachdem diese Dinge gesammelt wurden, kann eine Eingrenzung des Themas erfolgen. Die Jugendlichen müssen sich entscheiden, ob sie einen bestimmten Schwerpunkt auf einen Aspekt des Weihnachtsgedan­kens legen möchten. Kerngedanken des Gottesdienstes könnten zum Beispiel Symbole wie „Licht“ oder „Stern“ oder die Übertragung des Textes auf die heutige Zeit sein. Es ist aber auch möglich, einen Gottesdienst zu gestalten, der die biblische Weihnachtsgeschichte an sich mit ihrem Inhalt in den Mittelpunkt stellt.

 

Zweite Einheit

In der zweiten Einheit geht es vorwiegend um die Verteilung der Aufgaben. Wie in Kapitel 2.4.1 bereits beschrieben, erfolgt die konkrete Arbeit in gemischten Kleingruppen. Dieses wird den Konfirmanden nun vorgestellt. Auch die zusätzlichen Betreuer der Kleingruppen aus Gemeinde und/ oder Elternhaus werden mit den Jugendlichen bekannt gemacht und eingeteilt.

Die zu bearbeitenden Themen und die erforderlichen Kleingruppen leiten sich vorwiegend aus den Vorgaben der Liturgie ab. Es sind folgende:

Geht man von einer realistischen Gesamtgruppengröße von 20 Jugendlichen aus, werden dann 3 Kleingruppen mit jeweils 4 Jugendlichen und eine Gruppe mit 8 Teilnehmern, die das Krippenspiel vorbereiten, gebildet. Obwohl alle Jugendlichen gerne Theater spielen, muss nicht davon ausgegangen werden, dass alle zu dieser Gruppe gehören möchten, da es einerseits auch in den anderen Kleingruppen die Möglichkeit gibt, etwas darzustellen und auszudrücken, und andererseits viele Jugendliche es ablehnen, vor einer großen Gruppe zu sprechen und/ oder agieren.

Je nachdem, wie viel Zeit diese Gruppeneinteilung in Anspruch nimmt, soll innerhalb dieser Sitzung bereits mit der Gruppenarbeit begonnen werden.