Inhalt

l. Vorwort
1. Entstehung und Geschichte der Zeugen Jehovas
2. Die Gesamtorganisation
3. Die Glaubensgrundlage
4. Der Weltuntergang (Harmagedon)
5. Das politische Engagement
6. Die Einstellung zum Wehrdienst
7. Das Geschlechterverhältnis
8. Die Ehe
9. Die Einstellung zur Sexualität
10. Die Kindererziehung
11. Die Einstellung zum Blut
12. Die Anrede untereinander
13. Der Name "Jehova"
14. Die Formen der Bestrafung
15. Die Feiern der Zeugen Jehovas
16. Die Einstellung zum Tod
17. Die Taufe
18. Das Abendmahl

II. Nachwort

llI. Literatur

 

l. Vorwort

Bei der Literaturrecherche zu dieser Hausarbeit fanden wir viele Berichte ehemaliger Zeugen Jehovas, die ungefähr alle die gleiche negative Einstellung zu dieser Glaubensgemeinschaft widerspiegeln. Um keine allzu subjektive Sichtweise zu bekommen, beschlossen wir deshalb, auch einen aktiven Zeugen Jehovas zu bitten, uns seine Ansichten zu bestimmten Themengebieten zu erklären. Dieser Austausch fand per E-Mail statt und entwickelte sich zu einer interessanten Diskussion. Herr L. half uns, viele Ver- und Gebote der Zeugen Jehovas mit deren Herleitung aus der Bibel zu verstehen und schickte uns sogar zusätzliches Informationsmaterial, wie zum Beispiel die Broschüren „Wie kann Blut Dein Leben retten?“ und „Jehovas Zeugen - Menschen aus der Nachbarschaft - wer sind sie?“, die uns bei der Erarbeitung unserer Hausarbeit sehr behilflich waren.

Zum Aufbau dieser Arbeit ist noch anzumerken, dass alle Bibelstellen, die wir nach der Neue-Welt-Übersetzung der Bibel zitiert haben, kursiv gedruckt in Klammern hinter dem eigentlichen Satz erscheinen.

Wir zitieren ausschließlich aus der Neue-Welt-Übersetzung, da in anderen Bibelstellen der Text, auf den sich die ZJ berufen, anders lauten und somit nicht zum Verständnis beitragen.

Die Mitglieder der Gemeinschaft der Zeugen Jehovas haben wir immer mit der Bezeichnung ZJ abgekürzt.

Außerdem haben wir zu jedem Thema zuerst eine theoretische Erklärung und daran anschließend eine persönliche Stellungnahme verfasst, da wir alle diese Dinge, mit denen wir uns nun über einen langen Zeitraum beschäftigt haben, nicht so im Raume stehen lassen wollen.

 

1. Entstehung und Geschichte der

Zeugen Jehovas

Gründer: Charles Taze Russell (geboren am 16.2.1852 in Pittsburgh/Pennsylvania)

1870:

1872:

1874:

1877:

1878:

1879/80:

1880:

1884:

1903:

1914:

1916:

1917:

1918:

1919:

1920:

1925:

1931:

1933:

1934:

1942:

1942:

1955:

1966:

1977:

1992:

 

2. Die Gesamtorganisation

Geleitet wird die gesamte Organisation der Zeugen Jehovas von der „Leitenden Körperschaft“, die aus 12 Männern besteht (Stand 1992, Wachtturm Bibel- und Traktat-Gesellschaft: „Jehovas Zeugen“, Seite 116). Sie setzt sich aus der Zentrale und ihren Komitees zusammen und bildet somit den Kopf der Organisation.

Die Gemeinschaft der ZJ wird in Zonen aufgeteilt, in denen sich jeweils Zweigbüros mit nationalem Charakter befinden.

Den Zweigbüros sind wiederum einzelne Bezirke mit ihren Aufsehern unterstellt, die sich in Kreise aufsplitten. Die Kreise stellen Aufseher, die als Betreuer die kleineren Versammlungen besuchen, die aus maximal 100 Gläubigen bestehen und von einer Ältestenschaft geführt werden. Dabei ist anzumerken, dass nur Männer einen Aufseherposten erlangen können.

Auch die Leitende Körperschaft, unter den ZJ kurz „LK“ genannt, besteht ausschließlich aus Männern. Sie ist für die Einheit der Lehre verantwortlich und somit an der Erstellung der gesamten Arbeitsmaterialien der Gemeinschaft beteiligt. Man könnte sie somit auch als Kontrollorgan bezeichnen, das sämtliche Veröffentlichungen und Handlungen im Namen der Wachtturmgesellschaft genehmigen muss.

Die Gemeindemitglieder sehen die LK als den „treuen und verständigen Sklaven“ an, der nach Matthäus 24, 45 von Jesus auf der Erde eingesetzt ist (Matthäus 24, 45: Wer ist in Wirklichkeit der treue und verständige Sklave, den der Herr über seine Hausknechte gesetzt hat, um ihnen ihre Speise zur rechten Zeit zu geben).

Frauen findet man höchstens in den Zweigbüros der Wachtturmgesellschaft, sie sind allerdings nicht mit Dingen betraut, die das Lehren betreffen (1. Brief des

Timotheus 2, 11-12: Eine Frau lerne in Stille mit aller Unterwürfigkeit. Ich erlaube der Frau nicht, zu lehren oder Gewalt über einen Mann auszuüben, sondern sie sei in der Stille).

 

Stellungnahme:

Die Organisation der Zeugen Jehovas ist riesig, so ist es sehr verwunderlich, dass innerhalb dieser Glaubensgemeinschaft überall die exakt gleiche Meinung vertreten ist in Bezug auf das Bibelverständnis. Dieses kann nur dadurch erreicht werden, dass die Gläubigen die gleiche Literatur erhalten und zwar in allen Ländern. Es ist verboten, sich mit negativer Literatur zur Gemeinschaft auseinander zu setzen, damit keine neuen Ansichten in die Glaubensgemeinschaft eindringen. Eine so zentrale Einrichtung wie die LK ist sicherlich als positiv anzusehen, wenn man sieht, dass sie wirklich einen großen Einfluss auf alle Angehörigen der Sekten hat. Was sie allerdings daraus macht, ist eine andere Sache. Schaut man sich im Verkündiger-Buch der Wachtturmgesellschaft auf Seite 116 die LK von 1992 an, so sieht man nur alte Herren, bei denen es nicht verwunderlich ist, dass die Einstellung der Gemeinschaft so konservativ ist. Kein einziger junger Mensch ist zu sehen und auch keine Frau, was im heutigen Zeitalter der Emanzipation absolut ungewöhnlich ist. Man kann gut erkennen, wie sehr sich die ZJ an die Bibel halten, weil sie diese Regelung aus dem ersten Timotheus so genau einhalten.

Eine weitere bedenkliche Tatsache ist die, dass die Mitglieder der LK nicht gewählt werden, sondern die Nachfolger innerhalb der LK bestimmt werden.

Kommt man auf den Level der Versammlungen, der kleinsten Einheit innerhalb der ganzen Organisation, so fällt gleich die maximale Gruppengröße von 100 Personen auf. Dadurch wird erreicht, dass die Versammlungen übersichtlich bleiben und die Möglichkeit besteht, dass jeder jeden kennt. Dies ermöglicht wiederum die Kontrolle, die die Gruppe über allen Teilnehmern ausübt. Hält sich ein Mitglied nicht an die Ge- und Verbote der Wachtturm-Gesellschaft, so sind praktisch immer andere Glaubensbrüder anwesend, die dieses sehen und melden. Ein weiterer Aspekt der hierzu beiträgt ist der, dass ZJ fast ausschließlich mit anderen ZJ verkehren, weil die Andersgläubigen sehr differente Ansichten haben und somit nicht gut zu den Freunden zählen können. Ist also der beste Freund auch ein ZJ, so kann man mit diesem nicht unbedingt über Wünsche oder bereits begangene Taten sprechen, die nicht mit der Lehre der Wachtturmgesellschaft vereinbar sind.

Ein positiver Aspekt dieser übersichtlichen Gruppen ist allerdings, dass ein richtiges Gemeindegefühl entsteht, das in anderen Kirchengemeinden in den seltensten Fällen anzutreffen ist. Hat ein ZJ ein Problem, wie zum Beispiel Krankheit oder auch Rechtsprobleme, so helfen sich die Gemeindemitglieder gegenseitig. Alten Menschen, die nicht in der Lage sind, alleine einzukaufen, so erzählte Herr L., helfen die Jüngeren, indem sie ihnen dieses abnehmen. In einer großen, unpersönlichen Gemeinde ist dieses nicht möglich, da man nebeneinander her lebt.

 

3. Die Glaubensgrundlage

Für die Zeugen Jehovas ist die Bibel das „inspirierte Wort Gottes“, so dass alles, was sie lehren, aus der Bibel ableitbar sein muss. Sie berufen sich hier auf die „Neue Welt-Bibel“, die als Vorlage die christliche Bibel nutzte. Allerdings weist sie einige Unterschiede zu dieser auf, wie in der Broschüre der Arbeitsgemeinschaft für religiöse Fragen nachzulesen ist. Hier behauptet der Autor, dass die Übersetzer bewusst falsch übersetzt haben, um ihre Lehre zu stützen.

Ein Beispiel hierfür wäre, dass die Wachtturmgesellschaft, die ja lehrt, dass alle Nicht-ZJ total vernichtet werden, die Wörter „verloren gehen“ und „verderben“ mit „vernichten“ übersetzt.

Ein weiteres Beispiel ist, dass alle Bibelstellen, in denen der Begriff „glauben“ auftaucht, in der Neue-Welt-Übersetzung der Ausdruck „Glauben ausüben“ verwendet wird, damit der Predigtdienst, der zur Errettung in Harmagedon notwendig ist, gerechtfertigt ist.

Eine Bibelstelle, die beide Beispiele verdeutlicht, ist Johannes 3, 16:

Außerdem verneinen die Zeugen Jehovas die Trinitätslehre, auf der der christliche Glauben basiert. Statt dessen bezeichnen sie den heiligen Geist als „Gottes wirksame Kraft“, die nicht durch eine Person dargestellt wird. Jehova ist der Vater Christi und wird angebetet. Jesus dagegen sehen die ZJ als mächtiges Geistgeschöpf an, das nur zur Lebenszeit auf der Erde in einem Körper steckte.

 

Stellungnahme:

Meiner Ansicht nach ist die Neue-Welt-Übersetzung der Bibel eine Übersetzung, die nach den Lehren der ZJ angefertigt wurde. Sie ist die einzige Bibel, in der die oben genannten Abweichung auftaucht, die ja nur ein Beispiel für viele andere ist. Einige andere Stellen findet man noch in dem oben genannten Heft.

Herr L. teilte in einem Brief mit, dass die Schreiber der Neuen-Welt-Bibel ebenso wie die Schreiber des Wachtturms ungenannt bleiben wollen, „um Gott die Ehre zu geben und die Aufmerksamkeit nicht übermäßig auf Menschen zu lenken“. Eine andere Überlegung wäre, ob sie nicht ungenannt bleiben, um sich für die falschen Übersetzungen nicht rechtfertigen zu müssen. Da ich mich im Griechischen und Hebräischen nicht auskenne, kann ich nicht sagen, ob diese Übersetzung wirklich falsch ist, ich zweifle aber an ihrer Richtigkeit, da alle anderen Bibeln anders formulieren.

 

4. Der Weltuntergang (Harmagedon)

Das Wort „Harmagedon“ leitet sich von dem griechischen Ausdruck „Armageddon“ ab und bezeichnet den Ort endzeitlichen Kriegsgeschehens und weltweiten Verderbens (Offenbarung 16, 16: Und sie versammelten sie an den Ort, der auf hebräisch Har-Magedon genannt wird). Dieser Weltuntergang sollte eigentlich schon 1894 stattfinden, nachdem aber nichts geschah, verkündete Präsident Russell ihn für 1914. Als wieder nichts passierte erklärte der darauffolgende Präsident Rutherford, dass das Königreich Gottes bereits im Himmel regiere. Für 1925 und 1975 wurde der Weltuntergang wieder angekündigt und die ZJ somit wiederum enttäuscht.

Nach Harmagedon wird die Erde zum Paradies (Millennium) werden und alle guten Menschen können ewig auf der Erde leben. Menschen, mit denen ein friedliches Zusammenleben nicht möglich ist, werden während des Weltuntergangs durch Jehova vernichtet. Die Neue-Welt-Regierung wird durch 144000 Auserwählte gebildet, die mit Christus vom Himmel aus alle menschlichen Probleme lösen.

Die Zeichen für das Kommen Jehovas Königreichs sind Kriege, Seuchen, Lebensmittelknappheit und andere Katastrophen, die 1914 verstärkt zu beobachten waren.

Die biblische Herleitung dieses Endzeitdatums setzt sich aus mehreren Bibelstellen zusammen, die im Folgenden näher erläutert werden.

Nach der Bibel begannen 605 v. Chr. die „Zeiten der Nichtjuden“, als König Zedekia von seinem Thron entfernt und Jerusalem von den Babyloniern zerstört wurde

(Lukas 21, 24: und sie werden durch die Schärfe des Schwertes fallen und als Gefangene zu allen Nationen geführt werden; und Jerusalem wird von den Nationen zertreten werden, bis die bestimmten Zeiten der Nationen erfüllt sind.).

Über die Länge dieser Zeit gibt das Buch Daniel Aufschluss: es handelt sich um sieben Zeiten, die man noch auf das Königreich Gottes warten muss (Daniel 4, 16: Sein Herz verändere sich von dem eines Menschen, und es werde ihm das Herz eines Tieres gegeben, und sieben Zeiten sollen über ihm vergehen.).

Die Offenbarung wird in dieser Hinsicht noch genauer und definiert Zeiten als Jahre, so dass man letztlich 2520 Tage errechnet hat (Offenbarung 11, 2-3: ... und sie werden die heilige Stadt zweiundvierzig Monate lang niedertreten. Und ich will meine zwei Zeugen tausendzweihundertsechzig Tage mit Sacktuch bekleidet prophezeien lassen.).

Im 4. Buch Mose ist erklärt, dass ein Tag mit dem Zeitraum eines Jahres gleichgesetzt wird, so dass man zum Jahr 605 v. Chr. 2520 Jahre dazu addieren muss, um auf das Endzeitdatum zu stoßen: 1914 (4. Buch Mose 14, 34: Nach der Zahl der Tage, die ihr das Land ausgekundschaftet habt, vierzig Tage, ein Tag für ein Jahr, ...).

 

Stellungnahme:

Für mich persönlich ist es unverständlich, wie Menschen, die so oft enttäuscht wurden, immer noch an der Religion, die sie so im Stich ließ, festhalten können. Vier Termine, an denen die Schlacht Gottes hätte stattfinden sollen, sind verstrichen, ohne dass etwas passiert ist, so dass man die Hoffnung darauf doch nun aufgeben sollte. Die Wachtturm-Gesellschaft gestand allerdings nicht ein, dass sie sich geirrt hat, bzw. dass sie den Endzeittermin erdacht hat, sondern verbreitete dann die Behauptung, dass das Königreich Gottes bereits im Himmelreich herrsche und bald zur Erde kommt. Eine Sache, die ich allerdings nicht nachvollziehen kann ist, warum die Wachtturm-Gesellschaft immer wieder konkrete Termine festlegen sollte, obwohl sie weiß, dass nichts passieren wird. Meiner Meinung nach ist das ein Zeichen dafür, dass die Leitende Körperschaft und die Verantwortlichen selbst an diese Termine glaubten, sonst wäre es wesentlich überzeugender, nur zu verkündigen, dass Harmagedon „bald“ eintrifft. Heute ist es ja so, dass keine Daten mehr festgelegt werden, die ZJ glauben, dass sie seit 1914 „in den letzten Tagen leben“ und es nicht mehr lange dauern wird, bis Gott die Herrschaft auf der Erde übernimmt.

 

5. Das politische Engagement

ZJ dürfen sich generell nicht politisch engagieren. Das beinhaltet auch dass sie von jeglichem Wahlrecht keinen Gebrauch machen. Ihr Verhalten begründen sie mit den im Folgenden erläuterten Bibelstellen.

Zuerst führen sie Johannes an, der besagt, dass die Nachfolger Jesu (wie er selbst) kein Teil der Welt sind (Johannes 17, 14: Ich habe ihnen dein Wort gegeben, doch die Welt hat sie gehasst, weil sie kein Teil der Welt sind, so wie ich kein Teil der Welt bin.).

An einer anderen Stelle im Johannes-Evangelium wird darin, dass Jesus sich nicht zum König krönen lassen will, nach Ansicht der ZJ, seine negative Einstellung zur Politik deutlich (Johannes 6, 15: Als nun Jesus erkannte, dass sie im Begriff waren, zu kommen und ihn zu ergreifen, um ihn zum König zu machen, zog er sich wieder auf den Berg zurück, er allein.).

Jesus erklärt in Matthäus 22, 21: „... Zahlt daher Cäsars Dinge Cäsar zurück, Gottes Dinge aber Gott.“, so dass ein gewisser Gehorsam gegenüber dem Staat schon biblisch festgelegt ist, die Pflichten Jehova gegenüber allerdings immer im Vordergrund stehen. Die Zeugen Jehovas versuchen, das Funktionieren des Staates nicht zu behindern, solange sie dieses mit ihrem Glauben vereinbaren können. Sie zahlen demnach Steuern, erfüllen die Schulpflicht und halten sich an die allgemeingültigen Gesetze, lehnen jedoch Symbole des Staates, Wahlen, das Geschworenenamt und den Kriegsdienst (im nächsten Abschnitt näher erläutert) generell ab.

 

Stellungnahme:

Diese Einstellung der ZJ kann ich besser nachvollziehen als die bisher beschriebenen, die Bibelstellen überzeugen mich in dieser Hinsicht. Die ZJ behindern hiermit weder ihre Mitmenschen, noch den Staat und verhalten sich sehr neutral. Symbole des Staates werden abgelehnt, weil Gottes Symbole (z.B. Kreuz) als wichtiger erachtet werden, das Geschworenenamt widerspricht Gottes Anweisung, dass kein Mensch einen anderen richten darf, sondern nur Gott hat das Recht dazu und auf den Kriegsdienst gehe ich gleich noch näher ein.

Man sollte aber auch die Situation überdenken, die wir vorfänden, wenn alle Christen die Wahl verweigerten. Es ist nicht schwierig, zu erschließen, dass dann extremistische Parteien eine große Chance erhielten.

Ein anderer Punkt, der für mich zu hinterfragen ist, ist der, warum sich die Zeugen nicht doch politisch engagieren, um ihren Glauben weiter zu verkündigen. Angenommen, sie erhielten einigen politischen Einfluss, so könnten sie versuchen, die Welt nach ihren Ansichten zu verändern. Schließlich steht in der Neuen-Welt-Übersetzung auch, dass der Glauben verbreitet werden soll. Es stehen zwei Bibelstellen gegeneinander, wobei sich die ZJ für eine der beiden entschieden haben durch die sie nicht unbedingt mehr Popularität erlangen.

 

6. Die Einstellung zum Wehrdienst

Die Wehrdienstableistung innerhalb der Bundeswehr wird von den ZJ generell abgelehnt, weil man dort zum vorsätzlichen Töten ausgebildet wird. Dieses können sie nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren, weil schon in der Bibel steht, dass kein Mensch das Recht hat, einen Mitmenschen zu töten (5. Gebot: Du sollst nicht töten!).

Außerdem führen sie in diesem Zusammenhang Jesaja 2, 4 an: „... auch werden sie den Krieg nicht mehr lernen.“, so dass der Dienst mit der Waffe verweigert werden muss.

Im Zivildienst sehen die ZJ auch eine Art des Kriegsdienstes, weil man dort unter Aufsicht des Staates dazu ausgebildet wird, verletzte Soldaten im Kriegsfall zu versorgen. Es gibt jedoch eine Möglichkeit, auch diesen zu umgehen, indem man ein sogenanntes „freies Arbeitsverhältnis“ (nach § 15a Zivildienstgesetz) eingeht. Es handelt sich dabei um ein normales befristetes Arbeitsverhältnis in einer Kranken- oder Pflegeeinrichtung, das ein Jahr länger dauert als der Zivildienst. Der Unterschied zu diesem besteht darin, dass keinerlei Befehlsgewalt vom Staat besteht.

Die Einstellung der ZJ in dieser Hinsicht hat sich in den letzten Jahren soweit gelockert, dass es heutzutage durchaus üblich ist, dass Gemeindemitglieder den normalen Zivildienst ableisten.

 

Stellungnahme:

Da ich selbst keine positive Einstellung zum „Dienst an der Waffe“ habe, kann ich die Einstellung der ZJ sehr gut verstehen. Auch die Tatsache, dass sie aufgrund ihres Glaubens sogar den Zivildienst verweigern, weil sie im Kriegsfall diesen nicht durch ihre pflegerischen Tätigkeiten unterstützen wollen. Sie nehmen dafür sogar einen 27-monatigen Ersatzdienst auf sich, um sich vollständig nach den Regeln der Bibel zu verhalten.

Da sich bis heute die Einstellung zum Zivildienst so weit gelockert hat, dass dieser üblich ist, bleibt allerdings die Frage offen, warum die Ansichten in anderen Bereichen so starr und altmodisch bleiben (z.B. Einstellung zu vorehelicher Sexualität und Homosexualität). Eine wenigstens teilweise Anpassung an heutige Lebensformen wäre dann doch auch in diesen Bereichen angemessen. Ein anderer Grund für die Lockerung der Regeln in einigen Bereichen kann aber auch in direktem Zusammenhang mit dem Antrag auf Anerkennung als „Körperschaft öffentlichen Rechts“ stehen und somit keine Lockerung oder Entwicklung darstellen.

 

7. Das Geschlechterverhältnis

Grundsätzlich haben Frauen in der Gemeinschaft der ZJ eine untergeordnete Funktion, was sich schon in der Familie zeigt und im Gemeindeleben fortsetzt. Darunter ist zu verstehen, dass lediglich der Mann das Recht hat, wichtige Entscheidungen zu fällen, weil Gott ihm die Leitung der Familie übertragen hat. Im Epheser-Brief 5, 23 wird es so ausgedrückt, dass „... der Mann das Haupt seiner Frau ist, wie der Christus auch das Haupt der Versammlung ist, ...“.Deutlich wird diese Geschlechterrolle auch in der Hierarchie der Wachtturmgesellschaft, da Frauen keine Führungspositionen einnehmen dürfen.

Die Bibelstellen, die hier zugrunde gelegt werden, sind die folgenden:

Epheser 5, 22 - 24: Die Frauen seien ihren Männern untertan wie dem Herrn, denn ein Mann ist [das] Haupt seiner Frau, wie der Christus auch das [Haupt] der Versammlung ist, er, [der] Retter [dieses] Leibes. In der Tat, wie die Versammlung dem Christus untertan ist, so seien es auch die Frauen ihren Männern in allem.

Epheser 5, 33: Nichtsdestoweniger liebe auch jeder einzelne von euch seine Frau so wie sich selbst; andererseits sollte die Frau tiefen Respekt vor ihrem Mann haben. Kolosser 3, 18: Ihr Frauen seid [euren] Männern untertan, wie es sich schickt im Herrn.

 

Stellungnahme:

Da dieser Punkt den heutigen Ansätzen der Emanzipation doch sehr stark widerspricht, sprach ich Herrn L. diesbezüglich an und fragte nach, ob die weiblichen ZJ sich mit dieser Regelung abfinden können. Er zitierte mir hierauf die Worte einer verheirateten Schwester, die zu diesem Thema sagte: „Der Kapitän bestimmt auch nicht über den Kopf seiner Steuermänner hinweg, sondern sie setzen sich zusammen und besprechen sich, aber der Kapitän entscheidet letztlich, wobei er die Gedanken der Steuermänner berücksichtigt.“ Demnach sehen die weibliche ZJ diese Regelung nicht so negativ an, was wohl auch daran liegt, dass diese Regelung im Laufe der Jahre sozusagen entschärft wurde.

Die Tatsache, dass Frauen innerhalb der Hierarchie der ZJ nur in den Zweigbüros und Versammlungen zu finden sind, ist nicht allzu außergewöhnlich, wenn man bedenkt, dass bis vor wenigen Jahren Frauen in Deutschland auch keine Führungspositionen erlangen konnten. Im Vergleich der Bräuche der ZJ mit denen in moslemischen Gesellschaften ist die Unterdrückung der Frau bei den ZJ nur sehr schwach ausgeprägt, im Vergleich mit heutigen deutschen Maßstäben allerdings sehr stark.

 

8. Die Ehe

Innerhalb der Lehre der ZJ wird die Polygamie abgelehnt und somit der Ehe eine besondere Bedeutung zugemessen (Matthäus 19, 5: und sprach: „Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und wird fest zu seiner Frau halten, und die zwei werden ein Fleisch sein, ...). Es wird generell nicht gerne gesehen, wenn sich ein Zeuge Jehovas für eine Ehe mit einem Andersgläubigen entschließt, es sei denn, dass diese Person bereit ist, sich in Kürze von den ZJ taufen zu lassen.

Es ist das Ziel der Gemeinde, die unverheirateten Gläubigen zusammenzuführen, damit erst gar nicht die Idee zur Mischehe aufkommt.

Es werden nur sehr wenige Ehen innerhalb der Gemeinschaft geschieden, da schon in der Bibel verankert ist, dass die Auflösung einer Ehe nicht mit dem Willen Jehovas vereinbar ist (Maleachi 2, 16: Denn er hat die Ehescheidung gehasst, hat Jehova, der Gott Israels gesprochen; ...). Als einziger zulässiger Grund für diesen Schritt wird der Ehebruch angesehen; nur ein betrogener Ehepartner hat nach der Scheidung die Möglichkeit zu einer Wiederverheiratung. Wer jedoch gegen das 6. Gebot verstößt, wird aus der Gemeinschaft ausgestoßen.

Das Brautpaar wird zuerst standesamtlich und anschließend im Königreichsaal getraut. Bei Mischehen ist es Aufgabe des Ältestenrates, zu entscheiden, ob im Königreichsaal gefeiert werden darf oder nicht.

 

Stellungnahme:

Als ich Herrn L. zu diesem Thema befragte, erklärte er mir, dass Ehescheidung unter den ZJ nur sehr selten vorkommt. Eine Sozialstudie soll 1994 ergeben haben, dass nur 4,9 % der ZJ geschieden sind oder getrennt leben. Diese Zahl beinhaltet auch die ZJ, die bereits vor ihrem Eintritt in die Gemeinschaft geschieden waren oder getrennt lebten. Begeht ein Ehepartner Ehebruch, so ist eine Scheidung rechtmäßig möglich und zusätzlich wird der schuldige Partner aus der Gemeinschaft verstoßen.

Ein Bericht kursiert unter der übrigen Bevölkerung, dass der ehemalige ZJ-Präsident Charles Taze Russell geschieden wurde und zwar aus dem Grund, dass er Ehebruch beging. Im Buch der Wachtturmgesellschaft „Jehovas Zeugen - Verkündiger des Königreiches Gottes“ auf Seite 645 - 647 wird dieses widerrufen und zwar wird erklärt, dass Russells Frau Maria Frances Russell, geborene Ackley diese Behauptung aufstellte, als nach dem Scheitern der Ehe nicht alle Forderungen ihrerseits erfüllt wurden. Vor dem Scheidungsgericht beantwortete sie die Frage, ob ihr Mann sich des Ehebruchs schuldig gemacht habe, mit „Nein!“

 

9. Die Einstellung zur Sexualität

Die Sexualität an sich ist in der Gemeinschaft der ZJ ein heikles Thema, das sehr konservativ behandelt wird. Vor- und außerehelicher Geschlechtsverkehr ist verboten und gilt als Sünde, sowie auch die Ausübung der Sexualität zur reinen Lustbefriedigung. Der Geschlechtsakt ist lediglich der Fortpflanzung vorbehalten. Diese Einstellungen werden auch den Kindern schon sehr früh weiter vermittelt, was ein Ausschnitt aus dem „Jugendbuch“ der ZJ deutlich macht:

Die Sexualität stammt von unserem Schöpfer. Sie ist dafür gedacht, dass ein Mann zeigen kann, wie sehr er eine Frau liebt und damit sie gemeinsam Kinder zeugen können. Gott legt aber Regeln in bezug auf die Sexualität fest, die besagen, dass ein Mann und eine Frau nur dann Geschlechtsbeziehungen haben dürfen, wenn sie miteinander verheiratet sind. Dies deshalb, weil Gott wollte, dass jedes Kind, das auf die Welt kommt, sowohl einen Vater als auch eine Mutter haben sollte, die die volle Verantwortung dafür übernehmen würden, es aufzuziehen. Aus diesem Grund ist es in Gottes Augen verkehrt, wenn Menschen, die nicht miteinander verheiratet sind, Geschlechtsbeziehungen haben. Für Verheiratete aber bieten die Geschlechtsbeziehungen eine wundervolle Möglichkeit, ihre Liebe zueinander zu zeigen., Dabei legt sich der Mann so eng an seine Frau, so dass sich sein Geschlechtsorgan ganz natürlich in ihre Geburtswege einfügt. (Nobel: „Falschspieler Gottes“, Seite 159/160) In den Aufklärungstheorien der Wachtturmgesellschaft ist das männliche Glied als „Geschlechtsorgan“ und die weibliche Scheide als „Geburtsweg“ bezeichnet.

Die ZJ vertreten außerdem eine äußerst ablehnende Einstellung gegenüber der Homosexualität. Die Herleitung dieser Haltung ist im 1. Korintherbrief 6, 9-11 nachzulesen: Was? Wisst ihr nicht, dass Ungerechte das Königreich Gottes nicht erben werden? Lasst euch nicht irreführen. Weder Hurer, ..., noch Männer, die für unnatürliche Zwecke gehalten werden, noch Männer, die bei männlichen Personen liegen.

Kommt es zu einer ungewollten Schwangerschaft, so ist es den Mitgliedern der Gemeinschaft untersagt, eine Abtreibung durchführen zu lassen. Das Leben an sich, wozu auch das ungeborene Leben zählt, ist ein Geschenk Gottes und darf nach dem 5. Gebot („Du sollst nicht töten!“) nicht von Menschen beendet werden.

Stellungnahme:

Die Einstellung der ZJ zur Sexualität ist sehr altmodisch. Sexualverkehr vor der Ehe ist verboten, auch ein Paar, das in naher Zukunft heiraten möchte, darf noch keinen Geschlechtsverkehr haben, da dieses sonst zur Hurerei gezählt würde. Als ich Herrn L. auf anderen Austausch von Zärtlichkeiten ansprach, so antwortete er, dass es eine Gewissensangelegenheit sei, wie weit ein Paar mit seinen Zuneigungsbekundungen geht.

Aus den Berichten Herrn L.s ist außerdem zu entnehmen, dass Verhütung zwar grundlegend erlaubt ist, allerdings die Spirale als Mittel für die Empfängnisverhütung abgelehnt wird. Das wird damit erklärt, dass das Leben mit der Zeugung beginnt und die Spirale nur verhindert, dass ein befruchtetes Ei sich einnistet. Diesen Vorgang setzen die ZJ einer Abtreibung gleich und erklären, dass ein solches Vorgehen für einen Christen ungeeignet sei.

Hierüber kommen wir automatisch zum Thema Abtreibung, welches die ZJ ebenfalls streng ablehnen. Nach dem 5. Gebot ist das Töten verboten und hierzu zählen die ZJ auch das ungeborene Leben. Ein schwerstbehindertes Kind und auch ein Kind, das durch eine Vergewaltigung gezeugt wurde, müssen somit ausgetragen werden. Eine Schwangerschaftsunterbrechung aus medizinischer Indikation ist in einigen Fällen legal, allerdings fällt es den betroffenen Frauen sicher nicht leicht, in einem solchen Fall gegen die Bibel zu entscheiden. Bedenkt man, dass die ZJ sich lieber für den Tod entscheiden, als eine Blutkonserve zu akzeptieren, so kann man sich auch hier vorstellen, dass einige Frauen lieber selbst sterben, als das ungeborene Leben zu töten, auch weil sie dann Angst haben, aufgrund dieser Sünde aus dem Paradies nach Harmagedon ausgeschlossen zu werden.

Ein weiterer Aspekt, der zum Thema Sexualität zählt, ist der der gleichgeschlechtlichen Liebe. Diese wird im 1. Korintherbrief stark verurteilt und auch die ZJ tun dieses weiterhin. Herr L. sagte hierzu: „Homosexuelle Praktiken dürfen unter Christen nicht geduldet werden.“ In unserer heutigen Zeit, in der sich fast alle Menschen um mehr Toleranz bemühen, ist diese Einstellung schwer zu verstehen. Man fragt sich, warum die ZJ einige Regeln im Laufe der Zeit entschärfen, andere wiederum nicht.

 

10. Die Kindererziehung

Kinder werden schon vom Babyalter an zu den Versammlungen und Sitzungen mitgenommen. Sie müssen sich von klein auf an die bestehenden Regeln der Gemeinschaft halten, was auch den Ausschluss von vielen Schulaktivitäten zur Folge hat. Dieses führt meistens zu einer Außenseiterrolle der Kinder, die dadurch fast nur Kontakt zu Kindern aus dem Glaubensverband haben. Gleichzeitig wird die religiöse Prägung durch regelmäßige fast täglich stattfindende Studien und Versammlungen noch verstärkt. Durch die stark eingeschränkte Medienwelt, in der die Kinder aufwachsen, wird ihnen die Möglichkeit genommen, ein breitgefächertes Allgemeinwissen und eine weltoffene Einstellung zu erlangen.

 

Stellungnahme:

Ich kann es nicht nachvollziehen, dass Eltern ihren Kindern das Recht auf freie Entfaltungsmöglichkeit nehmen. Eigentlich liegt es doch im Interesse aller Eltern, die spezifischen Fähigkeiten der Kinder zu fördern. Gleichzeitig ist es erforderlich, Kindern vielfältige Anregungen zu geben, damit sie sich selbst und ihre Eigenschaften kennen lernen können. Jedoch wird den Kindern der Zeugen Jehovas die freie Entwicklung nicht ermöglicht, da von Geburt an das gesamte Leben auf die Lehre Jehovas ausgerichtet wird, was teilweise eine regelrechte Isolation zur Folge haben kann, da die Regeln und Gesetze der Sekte sich in jeder Beziehung einschränkend erweisen. Die Heranwachsenden müssen, allein um die Bibelunterweisungen durchzuführen, öfter im Haus und im Familienkreis bleiben. Gleichzeitig schmälern die vielfältigen Gottesdienste, Versammlungen und Bekehrungsgänge die Freizeit der Kinder, die also kaum noch die Möglichkeit haben, den Kontakt zu Gleichaltrigen zu suchen. Andererseits wird der Kontakt der Kinder zu Mitschülern oder Nachbarn, die nicht den Zeugen angehören, durch die Eltern kontrolliert. Gleichzeitig dürfen die Kinder an Festen, die Gleichaltrige feiern, nicht teilnehmen. Selbst bei der Wahl des Klassensprechers darf ein Zeuge Jehovas sich nicht beteiligen. Es wird ganz deutlich, dass die Kinder in die Außenseiterrolle hineingedrückt werden, so dass ihnen letztlich nur noch die Sektenmitglieder als Ansprechpartner bleiben. Meiner Meinung nach haben diese Kinder nicht mehr die Freiheit über ihre individuelle Lebensführung zu entscheiden, da sie überhaupt nicht die Möglichkeit haben, das vielfältige Leben in all seinen Facetten kennen zu lernen.

 

11. Die Einstellung zum Blut

Das erste, was den meisten Menschen zum Stichwort „Zeugen Jehovas“ einfällt, ist die strikte Ablehnung von Blutkonserven. Gleichzeitig beinhaltet diese Vorschrift auch den Verzicht auf Fleisch, das nicht vollständig ausgeblutet ist. Das Zustandekommen dieses Verbots wird von den ZJ biblisch belegt. Vor der Sintflut nahmen die Menschen ausschließlich fleischlose Nahrung zu sich, was sich aber nach der Sintflut grundlegend änderte. Das war der Grund dafür, dass Gott im 1. Buch Mose 9, 4 das Gebot aufstellte, kein Blut zu sich zu nehmen (1. Buch Mose 9, 4: Nur Fleisch mit seiner Seele - seinem Blut - sollt ihr nicht essen.). Den Hintergrund dieser Anweisung kann man an der gleichen Stelle nachlesen, nämlich die Annahme, dass sich die Seele der Tiere im Blut befindet. Eine Aufnahme von Blut würde daher eine Seelenvermischung zur Folge haben.

Was die ZJ allerdings nicht beachten, ist die Aufhebung aller alttestamentlichen Speisegebote im Kolosserbrief (Kolosser 2, 16: Daher möge euch niemand wegen Speise und Trank oder in Hinsicht auf ein Fest oder die Beobachtung des Neumonds oder eines Sabbats richten).

Für das tägliche Leben der ZJ heute bedeuten diese Anordnungen die absolute Ablehnung von Blutkonserven, so dass jeder von ihnen eine notariell beglaubigte Erklärung mit sich führt, die zum Beispiel den folgenden Text beinhaltet:

(Nobel: „Falschspieler Gottes“, Seite 178)

Die ZJ haben einen speziellen Krankenhausinformationsdienst und verschiedene Krankenhausverbindungen gegründet, um Ärzte über blutlose Behandlungsalternativen zu informieren. Gleichzeitig können ZJ eine Liste über bestimmte Ärzte und Krankenhäuser erhalten, die gewisse Operationstechniken beherrschen.

 

Stellungnahme:

Der Verzicht auf die Aufnahme von Blut als Nahrungsmittel ist durchaus zu tolerieren, obwohl ich die Regelung, nur auf nicht ganz durchgebratenes Fleisch zu verzichten, für sehr widersprüchlich halte. Der Glaube verbietet den ZJ, Blut zu sich zu nehmen, aber enthält nicht auch gebratenes Fleisch Blut? Die Regelung, jegliche Blutkonserve zu verweigern, erscheint im täglichen Leben vielleicht gar nicht so bedrohlich, aber was ist, wenn zum Beispiel ein Ehepartner den ZJ angehört und eine lebensverlängernde Blutkonserve benötigt, jedoch einen Ausweis bei sich trägt, der diese lebensrettende Maßnahme ausdrücklich verweigert? Der Arzt und der Ehepartner werden in einen Gewissenskonflikt gebracht. Die Rechtslage gewährleistet zum Glück wenigstens die Verabreichung der Blutkonserve bei Minderjährigen. Aber was ist der Fall, wenn sich die Ärzte wirklich an diese notariell beglaubigte Verzichtserklärung halten? Sind die Menschen auch dann noch bereit, freiwillig in den Tod zu gehen, um den Gesetzen des Glaubens zu folgen, oder überwiegt dann doch der Lebenswille? Besonders kritisch ist die Behandlung von Kindern, die noch nicht volljährig sind und somit unter der Entscheidungsgewalt der Eltern stehen. Die Eltern riskieren den Tod ihres Kindes, damit sie ihrem Glauben gerecht werden können.

Meiner Meinung nach hat kein Mensch das Recht, das Leben Anderer zu gefährden. Gleichzeitig muss berücksichtigt werden, dass die ZJ, die eine Blutkonserve gegen ihren Willen verabreicht bekommen haben, vielleicht gar nicht mehr mit ihrem Leben zurecht kommen, da sie ja jetzt mit der Gewissheit leben müssen, ihre Seele wurde beschmutzt, so dass Depressivität bis hin zu Selbstmordgedanken die Folgen einer Bluttransfusion sein können.

 

12. Die Anrede untereinander

Die Anrede „Bruder“ und „Schwester“ wird unter getauften ZJ und Verkündigern, die sich in absehbarer Zeit taufen lassen wollen, verwendet.

 

Stellungnahme:

Die Anreden „Bruder“ und „Schwester“ verdeutlichen ganz gut das Zusammengehörigkeitsgefühl, das unter den Gläubigen herrscht. Die Gemeinschaft fühlt sich wie eine große Familie und bringt das mit diesen Bezeichnungen zum Ausdruck. Ich glaube auch, dass zu Anfang einige Menschen die Sekte wie eine große Familie empfinden, man wird integriert, andere Menschen kümmern sich um einen und man hat nicht mehr das Gefühl, alleine zu sein.

 

13. Der Name "Jehova"

Jahwe (bzw. JHWH) war der hebräische Name des Gottes Israels, die Herkunft und Bedeutung dieser Bezeichnung sind heute noch sehr umstritten. Wahrscheinlich hieß Jahwe ursprünglich: „er ist, er erweist sich". In den ersten Jahrhunderten vor Christus begannen die Juden aus Scheu statt Jahwe „adonai“ (hebräisch: „mein Herr“) zu lesen und entsprechend zu vokalisieren. Aufgrund dieser Entwicklung entstand letztlich daraus die noch heute bei den ZJ gebräuchliche Endform „Jehova“

 

14. Die Formen der Bestrafung

Wer sich nicht an die allgemeingültigen Regeln des Glaubens hält, hat mit einer Bestrafung zu rechnen. Dieses geschieht, um die Organisation moralisch rein zu halten und gleichzeitig die anderen Mitglieder vor Regelverstößen zu warnen. Der Gemeinschaftsentzug dient als Mittel, um dem Sünder zu zeigen, dass er ohne die Gemeinschaft allein und völlig auf sich gestellt ist. Ausgestoßene Mitglieder dürfen nicht gegrüßt werden (2. Brief des Johannes 11: Denn wer ihm einen Gruß entbietet, hat an seinen bösen Werken teil.) und jeglicher Kontakt muss abgebrochen werden.

Gründe für eine so heftige Reaktion der Gemeinde können schon das Rauchen einer Zigarette, übermäßiger Alkoholgenuss, Kritik an der Gemeinschaft und voreheliche Sexualität sein. Das Zeigen von Reue kann dazu führen, dass die Bestrafung auf einen bestimmten Zeitraum befristet wird, reueloses Verhalten oder das Festhalten an negativen Verhaltensweisen haben dagegen den endgültigen Ausschluss zur Folge.

Jedes Mitglied steht unter ständiger Kontrolle der Gemeinschaft, da jede Gemeinde von der Zahl der Angehörigen so übersichtlich ist, dass jeder jeden kennt. Es ist also so gut wie unmöglich, das private Leben unter Verschluss zu halten.

 

Stellungnahme:

Eigentlich ist der absolute Verzicht auf Drogen aller Art sehr vorbildlich und wer sich freiwillig an diese Gesetze hält, ist auch zu bewundern. Mir aber ist es unverständlich, warum es Bestrafungen geben muss, damit die Sektenmitglieder sich an die vorgeschriebenen Regelungen halten. Entweder bin ich sehr gläubig und halte mich an die freiwillig auferlegte „Enthaltsamkeit“ oder ich bin nicht davon überzeugt und halte mich nicht an alle Gesetze und habe mit Gemeinschaftsentzug zu rechnen. Nach außen hin wird Geschlossenheit, Freundschaft und Zusammenhalt propagiert und innerhalb der Sekte werden Mitglieder wegen Rauchens ausgeschlossen. Für mich widerspricht sich diese Philosophie. Die Anhänger der Zeugen Jehovas müssen also strikte Gesetzesbefolger sein, um ein straffreies Sektenleben führen zu können. Besonders Kinder werden schon sehr früh durch Bestrafungen zum „Stillsitzen“ im Gottesdienst gezwungen. Es ist unerklärlich, warum die Eltern mit einem unruhigen Kind den Gottesdienst nicht einfach kurz verlassen können. Statt dessen wird versucht, die Kinder mit körperlicher Gewalt zur Ruhe zu bringen. Die Schäden, die hier in der Entwicklungszeit eines Kindes verursacht werden, sind oft nicht wieder zu beheben. Die Zeugen Jehovas versuchen ihre Anhänger mit Bestrafungen zum perfekten Gläubigen zu erziehen. Vielleicht kann man bei den Kindern noch eine Einschüchterung erzielen, aber was veranlasst erwachsene Menschen, sich freiwillig diesem Druck auszusetzen? Gerade der Gemeinschaftsentzug ist wohl eine sehr wirkungsvolle Methode, die Mitglieder abzuschrecken, da diese größtenteils nur noch Verbindungen zu Zeugen Jehovas haben und somit ohne diese Verbindungen keine Ansprechpartner mehr haben.

 

15. Die Feiern der Zeugen Jehovas

Bei den ZJ werden lediglich das Abendmahl und die Taufe gefeiert. Festtage im Jahresrhythmus wie zum Beispiel Weihnachten, Ostern, Nikolaus, Silvester, 1. Mai, Muttertag, Geburtstag und sämtliche Nationalfeiertage werden nicht anerkannt und demnach auch nicht feierlich begangen. ZJ dürfen auch nicht an Feiern anlässlich dieser Ereignisse teilnehmen (z.B. Geburtstagsfeiern).

Das Beschenken im allgemeinen wird abgelehnt, da die Heiligen drei Könige als Vorbilder hierfür fungieren, die von den ZJ als „dämonisch beeinflusste Astrologen“ bezeichnet werden.

Der heilige Nikolaus, der ebenfalls als Sinnbild des Gebens gilt, wird auch nicht anerkannt, da er ihrer Meinung nach den Teufel verkörpert. Eine Erklärung für diese Haltung wird nicht gegeben und ist auch biblisch nicht belegbar.

 

Stellungnahme:

Dass die Teilnahme an Festen anderer Glaubensrichtungen nicht gestattet ist, kann ich eigentlich nicht verstehen. Wenn man einen gefestigten Glauben hat, sollte die Teilnahme an Festlichkeiten anderer Religionen doch keine Gefahr bedeuten. Aber vielleicht wird die Anwesenheit bei solch einer Feier als Bekenntnis gesehen, dass man der Grundüberzeugung der Sekte abtrünnig wird.
Aber warum darf ein Zeuge Jehovas nicht an einer Geburtstagsfeier teilnehmen? Als Begründung für die Ablehnung wird angeführt, dass von den ersten Christen überliefert wurde, dass sie Geburtstage nicht feierlich begehen. Außerdem werden nur zweimal Geburtstagsfeiern in der Bibel beschrieben, bei denen die Anwesenden nicht an den wahren Gott glaubten. Weiterhin wurden bei diesen beiden Feierlichkeiten Unschuldige getötet.  Lediglich zwei Bibelstellen werden also zum Anlass genommen, die Geburtstagsfeiern abzulehnen. Andere gesellschaftliche Ereignisse wie Hochzeiten dagegen werden gefeiert.
Diese Regelung halte ich für inkonsequent, da es bestimmt auch schon bei Hochzeiten zu Zwischenfällen gekommen ist. Eigentlich wird bei beiden Festen doch nur die Freude am Leben verdeutlicht. Die Sektenangehörigen werden eindeutig in die Isolation getrieben und gerade Kinder haben besonders darunter zu leiden. Im Allgemeinen werden auch Geschenke abgelehnt. Ich stelle es mir sehr schwierig vor, einem Kind zu erklären, warum es nicht mit seinen Klassenkameraden feiern kann.

Außerdem besteht die Gefahr, dass die Heranwachsenden, die nur für den Glauben leben, den Bezug zur Realität verlieren.

 

16. Die Einstellung zum Tod

Nach der Ansicht der ZJ kommt die Seele des Menschen nicht in den Himmel oder die Hölle, sondern stirbt mit der körperlichen Hülle. Der Mensch hört demnach vollständig auf zu existieren und die einzige Hoffnung, die ihm bleibt ist, eines Tages als derselbe Mensch mit den gleichen Charaktereigenschaften wieder aufzuerstehen.

 

Stellungnahme:

Warum plagen sich die Zeugen Jehovas, möglichst die Gesetze der Sekte zu befolgen, wenn die Seele des Menschen mit der körperlichen Hülle stirbt? Wäre es da nicht sinnvoller, das kurze Leben in vollen Zügen zu genießen und auszukosten?

 

17. Die Taufe

Die Taufe sehen die ZJ nicht als „Sinnbild des Abwaschens von Sünden“, sondern als „Akt der Hingabe einer Person an das Tun des Willens Gottes“ (Wachtturm vom 1.5.54).

Taufbewerber müssen besondere Schulungen durchlaufen, in denen sie sich mit 170 Fragen beschäftigen müssen, die als Art Glaubensbekenntnis zu werten sind.

Die Ganzkörpertaufe, der sich immer eine Gruppe von Gläubigen unterzieht, wird in öffentlichen Hallen- oder Freibädern vollzogen. Das Abtauchen ins Wasser soll den Tod der bisherigen Lebensweise symbolisieren, das Wiederauftauchen verdeutlicht dann das Lebendigwerden des Getauften, um Jehovas Willen zu erfüllen.

Es wird eine spezielle standardisierte Taufzeremonie durchgeführt, die mit einer dreißigminütigen Ansprache an die Täuflinge eingeleitet wird. Daraufhin werden den zu Taufenden zwei Fragen gestellt, die sie bejahen müssen. Der Text dieser Fragen lautet wie folgt:

Hast Du auf der Grundlage des Opfers Jesu Christi deine Sünden bereut und dich Jehova hingegeben, um seinen Willen zu tun?

Bist du dir darüber im Klaren, dass du dich durch deine Hingabe und Taufe als ein Zeuge Jehovas zu erkennen gibst, der mit der vom Geist geleiteten Organisation Gottes verbunden ist?

Im weiteren Verlauf der Zeremonie erfolgt ein Gebet und zum Abschluss werden die neuen Glaubensmitglieder getauft.

 

Stellungnahme:

Dass vor der Taufe Schulungen durchlaufen werden müssen, ist sehr vorteilhaft, da die Gläubigen, bevor sie den Glauben annehmen, wirklich über die Philosophie unterrichtet werden. Vergleichbar mit Kommunion und Konfirmation treten die Taufwilligen dem Glauben bei und werden in den Kreis der Zeugen Jehovas aufgenommen.

 

18. Das Abendmahl

Das Abendmahl wird zur Erinnerung an den Tod Jesu gefeiert und muss aufgrund der genauen Befolgung der Bibel mit Wein (und nicht mit Traubensaft) durchgeführt werden. Dieses Ereignis findet nur einmal im Jahr statt und zwar am 14. Nisan (nach dem jüdischen Kalender).

 

Stellungnahme:

Eigentlich ist das Abendmahl das einzige Fest, das von den Zeugen Jehovas gefeiert wird. Verwunderlich ist jedoch, dass hier wieder besonderer Wert auf den Genuss von Wein gelegt wird, obwohl der Alkoholgenuss sonst verboten ist. Andererseits wäre die Einführung von Traubensaft beim Abendmahl als positiv zu bewerten, da so ehemals Alkoholabhängige auch die Möglichkeit hätten, am Abendmahl teilzunehmen. Gleichzeitig wird auch niemand durch die Teilnahme am Abendmahl zum Alkoholkonsum verführt.

 

II. Nachwort

Es ist zu bedenken, dass es Menschen gibt, die sehr streng den Sektengesetzen folgen und andere, die bestimmte Punkte eher locker sehen und sich nicht an alle Einschränkungen und Verbote halten. Innerhalb unserer Ausarbeitung haben wir versucht, ein gewisses Mittelmaß zu finden.

Wir haben durch Berichte von Aussteigern, die sehr schlechte Erfahrungen mit der Sekte gemacht haben, schockierende Informationen erhalten. Wobei jedoch wiederum erwähnt werden muss, dass vielleicht auch in einigen Familien eher „gemäßigte“ Zustände herrschen.

Auf alle Fälle ist weitere Aufklärung erforderlich. Die Zeugen Jehovas sind eindeutig eine Sekte, jedoch ist diese Tatsache dem Großteil der Bevölkerung nicht bekannt. Durch die große Anzahl der Mitglieder und die ständige Präsenz in der Gesellschaft ist es dieser Sekte gelungen, dass erst seit kurzer Zeit die negativen Seiten dieser Gemeinschaft bekannt werden. Gerade in Schulen und Kindergärten muss die Aufklärung ausgeweitet werden, da die Kinder der ZJ auch dazu angehalten werden, Gleichaltrige mit ihrem Glauben in Kontakt zu bringen. Die Gefahr liegt einfach darin, dass die Zeugen Jehovas teilweise schon in einem Atemzug mit den großen Religionen wie Christentum, Islam usw. genannt werden.

Andererseits muss erwähnt werden, dass auch alle fanatische Anhänger von Glaubensgemeinschaften ihren Mitmenschen gefährlich werden können. Wenn beispielsweise fundamentalistische Islamisten körperliche Gewalt gegen die eigenen Kinder anwenden, weil die Kopftuch-Regelung nicht beachtet wurde, ist eine erschreckende Tendenz zu erkennen, dass sich Menschen in eine religiöse Regelwelt begeben und dabei ihre Menschlichkeit verlieren.

 

llI. Literatur

Borst, Ernst-Martin: „Ein Wort an Jehovas Zeugen“. Arbeitsgemeinschaft für religiöse Fragen, Duisburg 1990

Cammans, Heide-Marie: „Die neuen Heilsbringer“. Edition Bitter Recklinghausen 1994

Heinzmann, Gerhard: „Lehren die Zeugen Jehovas die Wahrheit“. Herold Schriftenmission e.V. Aßlar 1988

Nobel, Rolf: „Falschspieler Gottes: Die Wahrheit über Jehovas Zeugen“. Rasch und Röhrig Hamburg 1985

Pape, Günther: „Ich war Zeuge Jehovas“. Weltbild-Verlag Augsburg, 1993

Stiegnitz, Peter: „Sekten und Freikirchen“ S. 89 - 94. hpt-Verlags-Gesellschaft Wien 1989

Wachtturm Bibel- und Traktat-Gesellschaft: „Neue-Welt-Übersetzung der Heiligen Schrift“. Selters/Taunus 1986

Wachtturm Bibel- und Traktat-Gesellschaft: „Jehovas Zeugen - Verkündiger des Königreiches Gottes Selters/ Taunus 1993

Weis, Christian: „Zeugen Jehovas - Zeugen Gottes?“. Otto Müller Verlag Salzburg 1984

Wunderlich, Gerd: „Jehovas Zeugen - Die Paradies-Verkäufer“. Claudius Verlag München 1983